2007 feiern die Berliner Philharmoniker ihr 125-jähriges Bestehen. Sie haben die Jubiläumssaison ins Zeichen eines bislag eher unbekannten Kapitels ihrer Geschichte gestellt: der Jahre zwischen 1933 und 1945. Finanziert durch das Deutsche Reich und dem Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda direkt unterstellt, waren die Philharmoniker das deutsche Vorzeigeorchester und wurden, zumal während ihrer Auslandsreisen, zu Botschaftern des nationalsozialistischen Regimes. Im Mittelpunkt des neuen Dokumentarfilms von Enrique Sanchez Lansch steht das Orchester selbst, stehen die Musiker, die Menschen, die Einzelschicksale. Sie waren weit weniger exponiert als ihr Chefdirigent Wilhelm Furtwängler, rückten aber wie er in die nächste Nähe der Macht, die ihnen viele Privilegien gab und es jedem Einzelnen leicht machte, siech der individuellen Verantwortung zu entziehen. Der ungewöhnliche Mikrokosmos des Berliner Philharmonischen Orchesters erweist sich als faszinierendes Studienobjekt.
Aufnahmen sämtlicher Beethoven-Symphonien mit ihren Chefdirigenten sind immer ein Meilenstein in der künstlerischen Arbeit der Berliner Philharmoniker. Woher der Sonderstatus dieser Symphonien kommt? Über seinen persönlichen Interpretationsansatz sagt Sir Simon: »Man kann Beethoven zu raffiniert oder elegant spielen, man kann ihn zu sehr glätten. Man kann so tun, als wäre er mit sich im Reinen, obwohl er oft mit sich selbst kämpft. Ich denke, je direkter diese Musik klingt, desto besser. Und wenn ich mein Orchester frage: ›Wollt ihr euch mit mir jubelnd die Klippe hinunterstürzen?‹, antworten alle: ›Natürlich!‹« Entsprechend mitreißend gerieten die Konzerte, in denen die Berliner Philharmoniker und ihr Chef im Oktober 2015 die Symphonien in der Philharmonie präsentierten. Dabei entfaltete sich die Virtuosität dieser Werke ebenso eindrucksvoll wie ihre revolutionäre Energie.