Der Filmemacher Michael Stock wurde im Alter zwischen acht und sechzehn Jahren von seinem Vater sexuell missbraucht. 25 Jahre später konfrontiert er vor laufender Kamera seine Familie mit seiner Vergangenheit. Die daraus entstandene Videobotschaft sendet er in Form eines Dokumentarfilms an den Vater. Trotz des unfassbaren Dramas ist “Postcard To Daddy” nicht von Hass geprägt, sondern von Hoffnung und Liebe zum Leben. Michael Stock will nicht anklagen, sondern verstehen.
San Francisco in den 70er-Jahren: Rund um die Castro Street entsteht die erste von Schwulen geprägte Nach- barschaft. Die früher unsichtbare Minderheit entwickelt ein neues Selbstbewusstsein und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich dieses auch politisch manifestiert. In diesem Klima der Emanzipation wird der charismatische Schwulen-Aktivist Harvey Milk zum ersten offen homose- xuellen Stadtverordneten. Kaum im Amt, wird der mutige Kämpfer für Bürgerrechte und Gerechtigkeit erschossen.
Das Anfang der Vierzigerjahre gegründete Netzwerk um die Zeitschrift “Der Kreis“ überlebte als einzige Schwulenorganisation die Herrschaft des Naziregimes und blühte in der Nachkriegszeit zu einem international beachteten Underground-Club auf. Legendäre Maskenbälle im Theater am Neumarkt in Zürich boten 800 Besuchern aus ganz Europa einen verborgenen und sicheren Freiraum zum selbstbestimmten Anderssein. Hier verliebt sich 1956 der schüchterne Lehrer Ernst Ostertag in den Travestie-Star Röbi Rapp. Ernst sucht nach einem Weg, über die Grenzen des “Kreises“ hinaus für die Normalität seines Schwulseins zu kämpfen, ohne seine Anstellung als Lehrer zu verlieren. Röbi setzt sich für die gemeinsame Verwirklichung ihrer Liebe ein. Nach einem Mord im “Schwulenmilieu“ gefährden gewaltsame Repressionen gegen Schwule auch den “Kreis“.
Der Amerikaner Tom Bianchi ist zweifellos einer der bedeutendsten Fotografen des männlichen Aktes. Die Dokumentation zeigt seine Shootings mit fünf Athleten, die in unbeschwerten und freizügigen Interviews zeigen, wie sie mit täglicher Routine ihre Körper in Topform halten.
Ein schwuler Pornodreh des Berliner Labels Cazzo auf Mallorca - Dokumentarfilmer Lukas Schmid ist mit dabei. Er sucht nach intimen Momenten gerade an dem Ort, an dem vermeintliche Intimität in aller Dunkelheit offen liegt. Die Protagonisten sind nach Katalog ausgewählt, einander fremd kommen sie an. Und zwischen der buchstäblich nackten Handwerklichkeit in der Vorführung und Abbildung des Fickens gelingt es dem Regisseur, die Gesichter und Körper der Darsteller zu beleben und ihnen so viel Persönlichkeit zurückzugeben, dass sie als junge, auch von Sehnsucht bewegte junge Menschen erkennbar werden. Zwischen Gelegenheitsprostitution einerseits und der Suche nach Nähe andererseits wollen sie ihre Hoffnung wie auch immer ausleben. Der preisgekrönte Film versteht es, die Protagonisten nicht nur auf Körper zu reduzieren, sondern zeigt diese jungen Männer in all ihrer Menschlichkeit und Komplexität.